Seit ich mich erinnern kann leide ich unter Ängsten. Vor neuen Dingen hatte ich immer große Angst. Als ich mit 14 bei meiner Freundin zu Besuch war hatte ich meine erste Panikattacke. Seit diesem Vorfall war nichts mehr beim selben geblieben. Ich fühle mich gefangen in einem ständigen Kampf mit mir selbst. Ich habe mich von allem weggeschlossen, was nichts mit der Schule zu tun hatte. Meine größte Angst war es, dass ich einmal eine Panikattacke unter Menschen bekomme und wie beschämend das wäre. Ich hatte keine wirklichen Freunde, nur meine eine beste Freundin, die versucht hat mir zu helfen, aber sie konnte auch nicht verstehen, was mit mir los ist. Das konnte keiner. Nach einer gewissen Zeit habe ich mich dann wieder rausgetraut. Im Internet habe ich herausgefunden, dass ich unter Agoraphobie leide.
An der Uni sind dann neue Symptome aufgetreten. Während meines Bachelorstudiums konnte ich nicht in die Vorlesungen, weil dort zu viele Menschen waren. Ich bin nur in die Seminare, bei denen Anwesenheitspflicht war. Trotzdem habe ich versucht, gute Noten zu bekommen. Das hat mich aber noch weiter verunsichert. Ich konnte in den Prüfungsphasen nicht schlafen und fühlte mich am nächsten Morgen wie durch den Fleischwolf gezogen. Das ging dann den ganzen Bachelor so. Ich weiß noch wie ich meine Arbeit vor meinem Professor verteidigen musste. Ich war unfassbar angespannt und hatte Angst durchzudrehen. Trotzdem habe ich es am Ende irgendwie geschafft.
Ich hatte kaum ein Sozialleben während meiner ersten Jahre an der Uni. Es fällt mir schwer, Menschen zu vertrauen und ich lasse selten jemanden an mich heran. Ich bin noch niemals in einem Club gewesen und versuche laute Orte zu vermeiden.
Nach all der Zeit kann ich immer noch nicht arbeiten, weil ich Angst davor habe, dass ich es nicht schaffe. Ich hoffe, dass ich diese Angst überwinden und eines Tages arbeiten kann. Das ist das erste Mal, dass ich mich wegen meiner Probleme an jemanden wende und ich glaube dass ich den Kampf gegen die Angst gewinnen kann. Man sagst ja, was einen nicht umbringt, kann einen nur stärker machen.
Klara*, 24
*Name geändert